Neugestaltung der Unterführung am Moosacher Bahnhof
Die meisten Moosacher werden es schon gesehen haben: die Fußgängerunterführung am Moosacher Bahnhof hat eine neue Gestaltung bekommen und zeigt in strahlenden Farben in ihrer ganzen Länge Graffitis mit München-Bezug. Ausgeführt wurden die Arbeiten vom Künstlerkollektiv ‚Der Blaue Vogel‘ und finanziert durch das Stadtteilbudget des Bezirksausschusses Moosach.
Die Graffiti-Künstler sind in Moosach schon alte Bekannte, bis zum Abriss prangte auf einem der GWG-Häuser in der Baubergerstraße der namensgebende Vogel im Großformat.
Ein paar Fragen an Benjamin Calliari-Herzberg:
Wer steckt hinter dem Blauen Vogel und wie habt ihr zusammengefunden?
Zusammengefunden haben wir durch das Malen von Graffiti. Wir haben schnell gemerkt, dass wir uns gut verstehen und einen ähnlichen Ansatz in Bezug auf Graffiti haben. Also neben dem Malen von Buchstaben auch Figuren, Landschaften und ähnliches umsetzen wollen. So hat mittlerweile jeder von uns sein "Spezialgebiet" welche dann im Zusammenspiel unsere Werke entstehen lassen. Das Kollektiv ist nach und nach gewachsen. Zunächst gab es zwei Gründungsmitglieder ("KULT" und "ZWIST") im Laufe der Jahre sind zunächst "SANZ", später "PYSER" (das bin ich) und schließlich "Dr. KÖBES 147" dazu gekommen.
Was wollt Ihr mit euren Bildern ausdrücken?
Wir haben uns das Ziel gesetzt, die klassischen Beschränkungen des Graffiti-Genres hinter uns zu lassen und über diverse künstlerische Einzelprojekte eine kontinuierliche Geschichte zu erzählen. Während der 'Blaue Vogel' Hauptakteur, Nebendarsteller, schmückendes Element oder einfach nur so dabei ist, finden sich in den Bildern häufig Szenerien, ausgefeilte Hintergründe, Styles (Graffitischriftzüge), kräftige Farben und detailverliebte Ausschnitte wieder. Häufig versteckt sich in den Bildern zudem eine politische oder gesellschaftskritische Botschaft.
Wie seid ihr nach Moosach gekommen?
Nach Moosach sind wir über den "Kunstrefugium e V." und den "Kunsttreff" gekommen. Wir haben bereits in Neuperlach in dem Zwischennutzungsprojekt "Kunsttreff Quiddezentrum" mit dem Verein eng zusammengearbeitet und hatten dort zuvor unser Atelier. Nach dem das Quiddezentrum abgerissen wurde sind wir gemeinsam mit dem Kunstrefugium e.V. in das Zwischennutzungsprojekt "Kunsttreff" in der Donauwörther Str. in Moosach gezogen und hatten dort bis 2021 einen kleinen Raum bezogen. Diese Räumlichkeiten wurden uns und dem Kunstrefugium e.V. von der WSB als Alternative zum Quiddezentrum zur Verfügung gestellt.
Die Wohnblöcke der GWG konnten wir bemalen, weil bereits seit mehreren Jahren durch einige andere Münchner Graffiti Künstler eine Zusammenarbeit besteht. Wenn die GWG alte Gebäude abreißen lässt, erhalten wir und weitere Künstler*innen die Genehmigung diese Gebäude zu verspielen.
Was macht ihr sonst so?
In den vergangenen Jahren haben wir in München sowie deutschlandweit bereits etliche Ausstellungs- und Fassadenprojekte verwirklicht. Hinzu kamen zahlreiche Projekte und Wandgemälde (Murals) im Ausland wie Österreich, Kroatien, Polen, Tschechien, Spanien, Italien, Slowenien, den Niederlanden, Frankreich, USA, Kanada, Brasilien, Türkei, China, und Indonesien.
In den Jahren 2021 und 2022 gab es unter anderem Kollaborationen mit SOS-Mediteranée, dem Kraxlkollektiv, der Landeshauptstadt München, der WSB-München, dem Wine-Streetart-Festival Gönnheim, diverse Jam-Einladungen in ganz Deutschland sowie verschiedene Aktionen zum 50-jährigen Olympiajubiläum Münchens. In naher Zukunft stehen unter anderem eine Zusammenarbeit mit dem BMW-Werk und der GWG-München auf dem Programm.
Außerdem bieten wir nach wie vor Graffiti-Workshops für Jugendliche an, meist in Kooperation mit Jugendeinrichtungen, Schulen, Vereinen, Städten und Gemeinden.
Nina Kraus