Diana Stachowitz: Familienfreundliche Arbeit gestalten

Quelle: Diana Stachowitz

Interview mit der arbeitsmarktpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Mutter und Moosacherin

Wadlbeißer: Sie selbst waren lange alleinerziehend und berufstätig. Wenn Sie nun auf den Arbeitsmarkt schauen – was hat sich für Familien verändert?

Diana Stachowitz: Zunächst hat sich die Grundeinstellung geändert. Die Akzeptanz, Kinder auch schon früh in eine Betreuung zu geben, war früher nicht vorhanden. Die Arbeitgeber hatten starrere Vorstellungen, wie, wo und wann die Arbeit erledigt werden soll. Heute wissen wir, dass wir auf einen Arbeits- und Fachkräftemangel zusteuern. Um unsere Versorgung, unsere Infrastruktur und unseren Wohlstand hier in Bayern zu halten, brauchen die Unternehmen jede Arbeitskraft. Eine Studie, die die SPD-Landtagsfraktion in Auftrag gegeben hat, zeigt deutlich, dass Frauen in Bayern im Bundesdurchschnitt weniger Stunden arbeiten. Dieses Potential müssen wir heben. Und das wissen auch die Unternehmen.

Wadlbeißer: Aber was, wenn die Frauen gar nicht in den Beruf zurückkehren möchten?

Diana Stachowitz: Jede Frau darf dies selbst entscheiden. Oftmals geht es aber nicht um das Ob, sondern das Wie. Die Familien möchten ihre Kinder gut versorgt sehen. Das heißt, wir brauchen eine bedarfsgerechte Versorgung an Kitaplätzen von der Krippe bis in die weiterführende Schule. Und genügend Personal, um eine hohe qualitative Erziehung sicherzustellen. Da müssen wir in München noch ausbauen. Und das passiert auch: Der Stadtrat hat die Pläne schon freigegeben.

Wadlbeißer: Aktuell wird viel über Homeoffice und Arbeitszeiten gesprochen. Sehen Sie hier Potential für Familien?

Diana Stachowitz: Generell wollen Eltern die Möglichkeit haben, gleichberechtigt ihrem Beruf nachzugehen. Homeoffice ist eine riesige Chance für die freie Gestaltung: mobiles Arbeiten bedeutet für viele Frauen weniger Fahrwege und damit mehr Arbeitszeiten und mehr Lohn. Und mehr Zeit für die Familie. Wenn beide Partner im Homeoffice arbeiten, können sich die Familien die Kümmerzeit – die Zeit für Kinder, Haushalt aber auch Pflege Angehöriger untereinander aufteilen.

Wadlbeißer: Und die Arbeitszeit?

Diana Stachowitz: Familienfreundlich ist, wenn wir über eine Arbeitszeitreduzierung mit Lohnausgleich sprechen, wie sie die IG-Metall fordert. Weniger Arbeitszeit beider Partner kann zu mehr Gerechtigkeit bei familiären Pflichten führen, da bin ich mir sicher. Grundsätzlich sollte die Politik die Rahmen so setzen, dass sich die Arbeitsverhältnisse mit gutem Arbeitsschutz an den Bedürfnissen orientieren.

Wadlbeißer: Wie wirken sich neue Arbeitsmodelle auf unsere Gesellschaft aus?

Diana Stachowitz: Ob nun Familie oder Single, Alt oder Jung: Die Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeit verändern unser gesellschaftliches Zusammenleben. Sie geben den Menschen mehr Freiräume sich neben der Arbeit anderen Aufgaben, Hobbys oder Ehrenamt zu widmen. Das belebt unsere Gesellschaft.

Wadlbeißer: Was sollte Ihrer Meinung nach im Vordergrund stehen?

Diana Stachowitz: Als Erzieherin lege ich meinen fachlichen Blick immer auf das Wohl des Kindes. Vor diesem Hintergrund setze ich mich im Landtag für eine wirkliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein.