Die Polizeiinspektion (PI) 44 in der Puchheimer Straße betreut nicht zuletzt den Stadtbezirk Moosach. Der Wadlbeißer (WB) sprach mit dem stellvertretenden Leiter der Dienststelle, Jan Schneider (JS). Der Polizeioberkommissar ist Anfang Vierzig, verheiratet und Vater zweier Kinder. Das merkt man, wenn er vom Austausch der PI mit den Kitas und Schulen im Stadtteil erzählt.
WB: Herr Schneider, wer arbeitet unter dem Dach der Moosacher Polizeistation?
JS: Die PI hat einen Beamtenstamm von etwa 90 Personen. Sie verrichten den „normalen“ Polizeidienst und unterstützen bei Großereignissen im ganzen Stadtgebiet. Wir haben einen Kontaktbereich, die „Bürgerpolizisten“, eine kleine Gruppe kümmert sich um klassische Ermittlungen. Wir teilen uns das Gebäude mit dem Kripo-Kommissariat 25, das für bestimmte Phänomene im ganzen Stadtgebiet zuständig ist. Und bisweilen beherbergen wir auch nicht ganz freiwillige Besucher in den Arrestzellen. Wir sind so vielfältig wie der Stadtteil Moosach. Ich habe Kolleginnen und Kollegen, die muttersprachlich ungarisch, serbisch, kroatisch, türkisch, griechisch und amerikanisches Englisch sprechen.
WB: Fällt Moosach aus polizeilicher Sicht in irgendeiner Weise aus dem Rahmen?
JS: Durch das rassistische Attentat 2016 hat das OEZ in unserem Revier natürlich traurige Berühmtheit erlangt. Einige sind noch heute bei uns tätig, die damals zu den ersten am Einsatzort zählten. Zum Glück gibt es aber bei uns aktuell keine Schwerpunkte. Natürlich kommt es zu Kriminalität und Ordnungsstörungen, aber insgesamt ist die Sicherheitslage gut im Stadtteil. Mit einer Aufklärungsquote von 65 % der Delikte liegen wir im Durchschnitt des Polizeipräsidiums München. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf den Ausfallstraßen oder auch rund um das Einkaufszentrum kommt es natürlich zu Unfällen. Aber wir freuen uns, dass es in den letzten beiden Jahren zu keinem tödlichen Ausgang kam. Dazu leisten wir unseren Beitrag durch die nötigen Kontrollen von Verkehrsteilnehmenden und ihren Fahrzeugen.
WB: Stimmt der Eindruck, dass Moosach ein „Hotspot“ für die Tuner- und Autoposer-Szene geworden ist?
JS: Dieses Thema beschäftigt uns tatsächlich, vor allem in der warmen Jahreszeit. Eine Tankstelle im Dienstbereich ist hier immer wieder Treffpunkt. Außerdem laden die mehrspurigen Straßen zum schnellen Fahren ein – wie überall in der Stadt. Dem begegnen wir mit gezielten und intensiven Kontrollen, auch zum Teil mit Unterstützung durch besonders geschulte Kräfte der Verkehrspolizei.
WB: Kann man globale Entwicklungen wie Krieg, Terror und Migration auf den Zuständigkeitsbereich einer PI runterbrechen?
JS: Gesamtgesellschaftliche Phänomene sind auch im Bereich der regionalen Inspektionen immer erkennbar. Die Tatsache, dass Kriege und Terror auch häufig Fluchtursachen sind, erkennen wir vor allem an den vielen unterschiedlichen Menschen, mit denen unsere Kräfte täglich im Kontakt sind. Wir sind die Polizei für alle Menschen in Moosach, unabhängig von deren kultureller Prägung, Herkunft und Religion.
WB: Wie kann jede und jeder die Polizei unterstützen?
JS: In erster Linie kann man unsere Arbeit fördern, wenn bei entsprechenden Feststellungen unverzüglich die Notrufnummer 110 gewählt und Mitteilungen gemacht werden. Aber auch durch das Zeigen von Zivilcourage – natürlich situativ angepasst – wird der Polizei geholfen, weil dadurch bisweilen Situationen bereits vorab „entschärft“ werden können. Unser Kontaktbereich bietet hier in regelmäßigen Abständen sogenannte „Zivilcourage-Kurse“ für Interessierte an.
WB: Was gibt es noch für Informations- und Schulungsangebote?
JS: Die Beamtinnen und Beamten des Kontaktbereichs sind alle zwei Wochen mit unserem modernen Infostand im Untergeschoss des OEZ und stehen dort allen Bürgerinnen und Bürgern mit Rat und Hilfe zur Verfügung. Außerdem sind die Kontaktbeamten täglich in den von ihnen betreuten Bereichen meist zu Fuß oder mit dem Rat unterwegs. Sie sind so sichtbar und vor allem jederzeit für alle ansprechbar. Die Jugendbeamten führen in den Schulen unseres Zuständigkeitsbereichs regelmäßig Unterrichtsstunden zu den Themen Gewalt- und Suchtprävention, soziale sowie Medienkompetenz durch. Das Projekt „Zamgrauft“ ist Bestandteil der vorbeugenden Arbeit an allen weiterführenden Schulen.
WB: Ein gutes Stichwort. Wie ist generell der Kontakt zu Kitas und Schulen im Viertel?
JS: Auch hier leistet unser Kontaktbereich wertvolle Arbeit. Aus Sicht der PI 44 ist der Umgang mit den Kitas und Schulen sehr gut. Er ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Kontaktinteresse.
WB: Gehen Kinder respektvoll, aber unbefangen mit der Polizei um?
JS: Das ist unser Ziel. Wir möchten einen positiven Erstkontakt herstellen und das gelingt zum Beispiel durch Besuche von Kindergartengruppen auf unserer Dienststelle. Wenn aber bestimmte Einstellungen und Vorbehalte von zu Hause den Kindern mitgegeben werden, wird es für uns natürlich schwieriger.
WB: Erleben Sie sowie Ihre Kolleginnen und Kollegen häufig Attacken gegen Sie als Repräsentanz des Staates?
JS: Zum Glück hatten wir bei uns keine tragischen Fälle, wie sie in der jüngeren Vergangenheit durch die Berichtterstattung gingen. Dennoch kommt es immer wieder zu Provokationen, Beleidigungen und auch Angriffen – oft ist das „polizeiliche Gegenüber“ dann berauscht. Aber wir wissen uns natürlich zu verteidigen. Weil wir in Deeskalation geschult sind, werden viele Situationen durch das Wort gelöst. Auch der Einsatz der Body-Cams hilft viel. Sie sind ein sicheres Beweismittel vor Gericht und dadurch verhindern sie gerade viele Übergriffe.
WB: Ganz konkrete Frage zum Abschluss: Welche Auswirkungen hat es auf die Arbeit der Moosacher Polizei, dass die Unterführung in der Dachauer Straße gesperrt ist?
JS: Die Erneuerung der Unterführung ist sicher lästig, aber notwendig. Allerdings starten die meisten Einsatzfahrten nicht an unserem Dienstgebäude. Die Streifen sind im ganzen Revier unterwegs und es ist die Ausnahme, dass man im Einsatz ausgerechnet diese Stelle queren muss. Die bayerische Polizei erprobt GPS-gestützte Einsatzleitsysteme, um solchen Konstellationen noch besser zu entgehen. Beim Verkehrsaufkommen merken wir es natürlich. Die Staus sind allen bekannt. Erfreulicherweise ist das Aufkommen von Verkehrsunfällen allerdings nicht gestiegen.
WB: Wir bedanken uns für das Gespräch.