Herz und Hirn für U-Bahn, Tram und Bus - Moosachs Verkehrsleitstelle

Immer wieder stellt der Wadlbeißer an dieser Stelle Moosacher Unternehmen vor, die viele noch nicht kennen. Die Leserin soll sich denken, „Ich wusste ja gar nicht, dass es so etwas hier gibt.“ Nun ist die Münchner U-Bahn kein verstecktes Fachgeschäft. Erst entdecken müssen es – obwohl meist unter der Erde unterwegs – wohl noch die wenigsten. Doch im Jubiläumsjahr 2021, nach einem halben Jahrhundert, feierte auch die U-Bahn eine Neueröffnung im Stadtviertel.

Am 30. September 2021 ging die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) mit einer neuen Leitstelle das zukunftsweisende Herzstück für den Betrieb der U-Bahn ans Netz. Zugleich werden dort Tram und Bus gesteuert. Die Leitstelle liegt auf dem Campus der Stadtwerke-Zentrale zwischen Georg-Brauchle-Ring und Dachauer Straße. Der Neubau ersetzt die bislang räumlich getrennten Leitstellen für die U-Bahn, die Straßenbahn und die Buslinien der MVG. Das neue Betriebszentrum ist bereits seit Beginn des Regelbetriebs im Herbst mit entsprechenden Kapazitäten für das Wachstum des öffentlichen Nahverkehrs in München vorbereitet.

Ingo Wortmann, Vorsitzender der Geschäftsführung MVG ist überzeugt: „Ein attraktives und zuverlässiges Angebot bei U-Bahn, Tram und Bus ist die Voraussetzung für das Gelingen der Verkehrswende in München. Mit dem neuen Betriebszentrum haben wir dafür die besten Voraussetzungen geschaffen und im wahrsten Sinne des Wortes die Weichen für die Zukunft gestellt.“

Der neue Leitraum ist mit rund 800 qm etwa doppelt so groß wie die bisherigen Leitstellen und bündelt die wichtigsten betrieblichen Funktionen für einen zuverlässigen Betrieb der unter- und überirdischen Verkehrsmittel. Neben dem Fahrbetrieb und der Fahrgastinformationen werden hier unter anderem auch die Streifen der U-Bahnwache ge-steuert. Großbildleinwände sorgen für einen besseren Überblick über die Betriebslage.

Um den Betrieb der U-Bahn kümmern sich im neuen Betriebszentrum in einer durchschnittlichen Schicht tagsüber zeitgleich 16 Mitarbeitende, um Tram und Bus acht Mitarbeitende. Weitere Beschäftigte sind in übergreifenden Funktionen für alle Betriebszweige tätig.

Das offene Raumkonzept mit unterschiedlichen Arbeitsebenen ohne störende Wände sorgt für direkte Sichtbeziehungen zwischen den Arbeitsplätzen und einen noch schnelleren Informationsfluss durch kürzere Wege. Dadurch ist künftig eine noch bessere Information und Kommunikation über die einzelnen Betriebszweige hinweg möglich. Die neue Arbeitsplatzstruktur bringt auch mehr Flexibilität mit sich: Fast jede Aufgabe kann an jedem Arbeitsplatz erledigt werden.

Mit einer flexiblen IT-Architektur und freien Kapazitäten ist das neue MVG-Betriebszentrum bereits auf künftige Aufgaben vorbereitet: Es bietet ausreichend Platz für die Steuerung des Betriebs auf Neubaustrecken von U-Bahn oder Tram sowie die Integration von neuen Mobilitätsformen der Zukunft wie etwa Leistungen, die auf Abruf gebucht werden können. On-demand-Dienste wie der Bayer sagt.

Lange gedauert hat es gedauert, bis das städtische Schienennetz auch in den heutigen 10. Stadtbezirk gewachsen war. Schon bei der Eingemeindung 1913 wollte Moosach vor allem den Anschluss an die Tram. Es dauerte bis nach dem Ersten Weltkrieg bis die „Stangerlwagen“ in die Vorstadt fuhren. Und als es in 1990er Jahren mit der U-Bahn klappen sollte, war zunächst die U-Bahn-Trasse zum neuen Messegelände am anderen Ende der Stadt vorrangig. Erst seit 2010 fährt die U3 zum Pelkovenschlössl. Da ist es durchaus Balsam für die selbstbewusste Moosacher Seele, dass ohne „unsere“ Leistelle heute garn nichts ginge in der angrenzenden Landeshauptstadt.