Nachruf auf Hans Luxenburger

Hans Luxenburger frühlich wie man ihn kannte.

Rückblick auf das Leben eines überzeugten Sozialdemokraten

Als Hans Luxenburger am ersten Tag des Jahres 1937 in der Klinik an der Maistraße geboren wurde, konnte sich seine Familie noch in der Illusion des Friedens wiegen. Als Fünfjähriger wurde er ausgebombt und durfte die letzten Kriegsjahre in der ländlichen Sicherheit von Agatharied überleben. 1945 bekam der Vater eine Wohnung in einem der noch gar nicht ganz fertig gestellten Häuser an der Karlingerstraße. Endgültig als Moosacher sozialisiert wurde er in der Schule an der Leipziger Straße, danach machte er bei BMW eine Lehre als Karosseriespengler.

In der heute fast vergessenen tiefen Krise dieser Firma wurde er, damals noch Single, 1954 entlassen, fand Arbeit bei einem amerikanischen Autohaus, schied 1957 dort aus und ging zur Post, nicht der Sicherheit wegen, sondern weil man da leichter an eine Wohnung kam. Den Autos blieb er verbunden, er fuhr und reparierte sie auch bei der Post am liebsten. 1959 heiratete er seine Isolde, bald kamen die Kinder Karin und Andreas auf die Welt. Auch eine Wohnung für die Familie fand sich, in der Ernst-Platz-Straße. Das Fundament eines solide-sinnvollen Lebens war gelegt.

Hans Luxenburger wollte aber mehr. Weil er Ungerechtigkeiten der da Oben gegen die da Unten nicht ertrug, trat er schon als Jugendlicher der SPD bei, wurde 1951 Gewerkschafter und engagierte sich über viele Jahre hinweg bei der Post im Personalrat. Weil er Stillsitzen und –stehen nicht aushielt, fuhr er Auto- und Bergrennen und lernte Bob- und Skeleton fahren. In dieser waghalsigen Nischensportart trainierte er Mannschaften von England und Griechenland, im Bob das Team der Virgin Islands, Nationen, die wintersportmäßig noch Nachholbedarf hatten und die er gleichwohl zu den Spielen in Nagano (1998) und Salt Lake City (2002) begleitete.

Weil er als Handwerker ein ungemein geschickter Alleskönner war, baute er ein altes Haus in Amberg bei Buchloe zu einem Schmuckstück um, das er eigenhändig mit Lüftlmalereien verzierte. Die Nachbarn halfen gerne, die Kinder meistens auch. Die Umrandung für sein Grab auf dem Friedhof bei der St. Martinskirche schmiedete er noch selbst.

Weil ihn Geschichte faszinierte, war er Mitglied im Geschichtsverein Moosach, beteiligte sich als Lands-knecht bei den Frundsbergspielen in Mindelheim und als Scherenschleifer auf Handwerksmärkten. Den großen Umzug 2007 zum 1200. Dorfjubiläum von Moosach organisierte er mit und verkörperte standesgemäß den Hofmarksherren Veit von Pelkoven.

Ein Jahr nach dem Krebstod seiner Frau 2008 traf er bei einem Theaterstück Edda Brandl, sie wurde die Gefährtin seiner letzten Lebensjahre. Hans Luxenburger war, mit Bertolt Brecht zu sprechen, ein lesender Arbeiter. Er stellte viele Fragen, fand viele Antworten, genoss sein Leben. Am 2. August 2022 erlag er einer schweren, zum Glück nur kurzen Krankheit.

Horst Rückert