Schon vor Jahren wurde gemeldet, dass die alteingesessene Spedition in der Baubergerstraße ihren bisherigen Standort aufgeben und sich im Landkreis Dachau ansiedeln wird. Auf dem Firmengelände folgten – auch im Schatten des ikonischen Firmenschildes des Logistikunternehmens – Zwischennutzungen in den geräumigen Hallen. Ausgeliefert wurde auch, allerdings im kleinen Maßstab in der Halb- und Liter-Klasse für private Haushalte. Damit ist nun aber Schluss.
Der Abbruch der alten Speditionsgebäude ist beinahe abgeschlossen und so eröffnet sich derzeit ein ungewohnt freier Blick von der Baubergerstraße über die Gleisanlagen des Moosacher Bahnhofs hinüber zum Werksgelände der Firma Meiller. Wo bisher Gewerbe war, kann auch wieder Gewerbe hinkommen und soll es auch. So simpel kann manchmal Baurecht sein.
Die UBM Development wird auf dem 28.000 Quadratmeter großen Areal ein gemischtes Gewerbequartier errichten. Die Nutzungen sollen vielseitig sein, nicht nur etwa gestapelte Büros. Die wird es natürlich auch geben, aber es soll auch Raum für Handwerk, Einzelhandel und Gastronomie entstehen. Produzierende Betriebe können ebenfalls geeignete Flächen anmieten, die entsprechend beschaffen sein werden: Manufakturbetriebe oder – neudeutsch gewendet – Firmen der Sparte „Light Industrial“, brauchen Böden mit gewissen Mindesttraglasten, ausreichende Deckenhöhen und – ganz platt formuliert – große Türen.
Überzeugen soll das Konzept auch durch seinen Anspruch in Sachen Nachhaltigkeit. Die Gebäude werden in sogenannter Holz-Hybrid-Bauweise errichtet. Darauf weist schon der Name des Projekts hin: Hier entsteht die „Timber Factory“ – timber ist der englische Begriff für Bauholz. Bei der Bauweise werden Holz- und Betonkonstruktionen miteinander verwoben. So kann etwa Beton die Deckenlasten tragen und Holz schützt wiederum das Betonskelett. Auf diese Weise werden die Vorteile der beiden Materialien gleichermaßen genutzt. Dazu entsteht zunächst eine Tragstruktur aus Stützen und Decken in Betonbauweise. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, werden die vorgefertigten Fassaden aus Holzwandelementen montiert. Die statischen Lasten trägt also die Betonstruktur. Die Holzwände tragen lediglich sich selbst, übernehmen aber zugleich den Witterungsschutz, den Wärme und Schallschutz. Außerdem präsentieren sie die Gebäudearchitektur. Dadurch können schlanke Querschnitte bei einer gleichzeitig hocheffizienten Gebäudehülle erreicht werden. Mit anderen Worten: Das ist gut für Stadtbild, Umfeld und Klima. Der Einsatz von vorgefertigten Elementen verspricht außerdem, dass es – halbwegs – schnell geht mit der Realisierung. Das wird die wenigsten stören, die täglich an der Vielzahl gefühlter Ewigkeitsbaustellen im Stadtgebiet vorbeikommen.
Neben der besonderen Bauweise wird das Geviert eine weitere „Visitenkarte“ erhalten. In der südwestlichen Ecke des Areals, also dort wo die Brücke der Allacher Straße die Gleisanlagen des Moosacher Bahnhofs zu überqueren beginnt, wird ein städtebaulicher Hochpunkt entstehen. Jedenfalls in der „Stadtgestaltungskommission“ des Münchner Stadtrats traf das mit 45 Metern Höhe geplante Gebäude auf einhellige Zustimmung – sowohl der Fachleute aus Architektur und Stadtplanung als auch der Vertretung des hiesigen Bezirksausschuss.
Weitere Eindrücke vom Bauablauf, aber gerade auch der vorgesehenen Gestaltung der Bauten vermittelt die aufwendig gestaltete Internetseite timber-factory.de der Entwicklungsgesellschaft. Wenn man sich auf die Visualisierungen verlassen darf, wird das Ganze auch sehr adrett aussehen, so gar nicht „hölzern“ im optischen Eindruck. Fertigstellung soll Ende 2026 sein.
Riad El Sabbagh