Moosach hatte 1972 schon einmal Olympische Sommerspiele gewissermaßen in der Nachbarschaft. Nun läuft wieder eine lautstarke Diskussion um die erneute Olympiabewerbung Münchens.
Während einige diese Idee skeptisch betrachten, sehe ich die Vorteile, die eine solche Veranstaltung mit sich bringen könnte, als überwältigend. Hier möchte ich sowohl die Argumente der Gegner als auch der Befürworter beleuchten, um schließlich die positiven Aspekte einer Olympiabewerbung für München hervorzuheben.
Die Gegner einer Olympiabewerbung führen eine Vielzahl von Argumenten ins Feld. Zunächst einmal ist da die Sorge um die finanziellen Kosten. Die Ausrichtung der Olympischen Spiele ist bekannt dafür, immense Summen zu verschlingen. Kritiker befürchten, dass die Stadt und ihre Bevölkerung die finanzielle Hauptlast tragen müssen, während die Gewinne in den Händen von wenigen bleiben. Es gibt zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit, in denen Städte nach den Spielen in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Ein weiteres Argument gegen die Olympiabewerbung ist die Umweltbelastung. Die Bauarbeiten für die benötigten Sportstätten und die Infrastruktur könnten erhebliche ökologische Schäden verursachen. Zudem befürchten viele, dass die Spiele zu einer Gentrifizierung führen könnten, die die Wohnpreise in dieser Stadt noch schneller noch weiter in Höhe zu treiben vermag und so in vielen Lagen die angestammte Bevölkerung verdrängt.
Ein weiteres Argument ist die temporäre Natur der Olympischen Spiele. Viele der neugebauten Anlagen und Stadien könnten nach dem Event ungenutzt bleiben und zu sogenannten „weißen Elefanten“ werden. Diese Bauten kosten nicht nur in der Errichtung, sondern auch in der Instandhaltung Geld, was langfristig ein Problem für die Stadt darstellen könnte.
Trotz dieser Bedenken bin ich überzeugt, dass eine Olympiabewerbung für München zahlreiche Vorteile mit sich bringen kann. Zunächst einmal bieten die Spiele eine hervorragende Möglichkeit zur internationalen Präsentation. München hat bereits bewiesen, dass es in der Lage ist, große Veranstaltungen erfolgreich auszurichten – ein Beispiel hierfür sind die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und die Olympischen Spiele 1972. Eine Neuauflage der Coubertinschen Wettkämpfe würde die Stadt weltweit ins Rampenlicht rücken und das Image Münchens als weltoffene, moderne und sportliche Metropole festigen.
Ein weiterer positiver Aspekt ist die Verbesserung der Infrastruktur. Um die Olympischen Spiele auszurichten, wären umfangreiche Investitionen in die Verkehrsanbindung, die öffentliche Infrastruktur und die Sportstätten notwendig. Diese Investitionen könnten nicht nur den Athlet*innen, sondern auch den Menschen in der ganzen Region zugutekommen. Verbesserte Verkehrsverbindungen und neue Sportstätten würden die Lebensqualität erhöhen.
Besonders die Schaffung von neuen Sporteinrichtungen könnte die Begeisterung für Sport und Bewegung in der Bevölkerung fördern und Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit bieten, aktiv zu sein.
Zudem könnte die Olympiabewerbung als Katalysator für soziale Projekte fungieren. Die Olympischen Spiele sind nicht nur ein Sportereignis, sondern auch eine Gelegenheit, das Miteinander zu stärken. Veranstaltungen, die im Vorfeld der Spiele stattfinden, könnten dazu beitragen, die verschiedenen Kulturen und Gemeinschaften in München noch weiter zusammenzubringen, ein identitätsstiftender Strang, an dem gemeinsam gezogen wird. Ein verstärkter Fokus auf Inklusion und Integration könnte dazu führen, dass sich die Bewohnenden enger zusammenschließen und ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl entwickeln.
Ein weiterer Punkt, der für die Olympiabewerbung spricht, ist die Förderung des Breitensports. Die Aufmerksamkeit, die Olympische Spiele auf den Sport lenken, könnte dazu führen, dass mehr Menschen sich für sportliche Aktivitäten begeistern. Dies könnte nicht nur zu einer gesünderen Bevölkerung führen, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Wenn die Menschen zusammen Sport treiben, schaffen sie Verbindungen, die über den Sport hinausgehen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Diskussion um die Olympiabewerbung Münchens viele Facetten hat. Es gibt berechtigte Bedenken hinsichtlich der finanziellen und ökologischen Auswirkungen. Dennoch überwiegen die Chancen, die sich durch eine Olympiade ergeben könnten. Die Möglichkeit, die Stadt international zu präsentieren, die Verbesserung der Infrastruktur und die Förderung des sozialen Zusammenhalts sind nur einige der positiven Aspekte, die nicht ignoriert werden sollten.
München würde von dieser Bewerbung profitieren, indem es als Gastgeberin einer großen, globalen Veranstaltung in aller Munde ist. Während wir uns den Herausforderungen der Gegenwart stellen, können wir gleichzeitig die Weichen für eine positive Zukunft stellen. Eine Olympiabewerbung könnte ein Schritt in eine neue Richtung sein, das eigene Projekt einer ganzen Generation.
Was mich bewegt und hoffentlich kein zu romantischer Gedanke ist: Mein Vater hat mir erzählt, wie er als junger Mensch die Spiele 1972 in München erlebt hat. Menschen aus aller Welt in der Stadt, er auf einem Stehplatz in der Stadionkurve, vor der Ulrike Meyfarth über 1,92 m und zu Gold sprang. 2006 war ich 25 und habe mit Engländern im Park über vieles geplaudert, vom Fußball über die Geschichte beider Länder bis friendship. Und um Mitternacht haben wir mit den Brasilianerinnen auf dem Marienplatz getanzt. Wenn meine Kinder junge Erwachsene sind, könnten sie Ähnliches erleben und genießen. Das würde ich ihnen von Herzen gönnen.
Sven Hussock