Thomas Donauer

Thomas Donauer
Quelle: Thomas Donauer

Interview mit dem Berufsschullehrer und Bezirkstagskandidaten

Wadlbeißer: Lieber Herr Donauer, Sie sind in Neuhausen-Nymphenburg aufgewachsen, verwurzelt und politisch aktiv. Aber auch Ihr Beruf fordert viel Engagement – Sie sind Berufsschullehrer. Was hat Sie an diesem Beruf interessiert?

Thomas Donauer: Ich wollte eigentlich immer Lehrer werden. An die Berufsschule bin ich allerdings eher über Umwege gekommen. Gerade unterrichte ich sogenannte Berufsintegrationsklassen an einer Münchner Berufsschule. Hier können Jugendliche und junge Erwachsene, die keinen anerkannten Schulabschluss in Deutschland haben, einen Schulabschluss nachholen, um dann anschließend eine Ausbildung zu beginnen. Ich unterrichte hier hauptsächlich Deutsch, also Deutsch als Fremdsprache. Daneben gibt es noch Mathe, Politik, Berufliches Handeln oder das Fach Lebensgestaltung. Vor allem die Fächer Lebensgestaltung und berufliches Handeln sind sehr spannende und lebensnahe Fächer.

Wadlbeißer: Was ist für Sie die größte Herausforderung im Alltag an den Berufsschulen?

Thomas Donauer: Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen an Berufsschulen müssen oft viele Herausforderungen gleichzeitig meistern. Speziell bei uns an der Schule heißt das: eine neue Sprache lernen, ein komplett neues Schulsystem kennen lernen, sich ein stabiles Umfeld aus Freundinnen und Betreuerinnen aufbauen und Wohnungssuche. Daneben müssen sich viele Jugendlich um ihren Aufenthaltstitel kümmern und haben viele Termine bei Behörden oder Anwälten. Dadurch ist es manchmal schwierig Kontinuität im Unterricht zu erlangen. Zum Glück haben wir viel Unterstützung von der Schulsozialarbeit. Bei uns arbeiten Lehrkräfte und Schulsozialarbeit eigentlich gleichberechtigt und auf Augenhöhe zusammen, das finde ich sehr wichtig. Aus Sicht des Kollegiums und der Schulsozialarbeit merken wir natürlich auch den Lehrkräftemangel und das fehlende Personal in der sozialen Arbeit. Es ist einfach alles auf Kante.

Wadlbeißer: Berufsschulen sind die Schnittstelle zwischen Betrieben, Auszubildenden aber auch der Pädagogik. Welche Maßnahmen würden Sie sich von der Politik wünschen?

Thomas Donauer: Ich finde es wichtig, dass sich die Jugendlichen voll auf ihre Ausbildung in der Schule und im Betrieb konzentrieren können. Fast alle Schülerinnen und Schüler sind von sich aus motiviert und wollen wirklich gut sein, in dem was sie machen. Aber niemand kann gut lernen, wenn es viele Probleme und Sorgen drumherum gibt. Das heißt, dass wir zuerst genug Lehrkräfte für guten Unterricht haben. Daneben muss die Schulsozialarbeit an den Schulen ausgebaut werden. Es fehlen aber auch Fachkräfte in der Verwaltung. Geld und Wohnen sind für die Jugendlichen ein großes Thema während der Ausbildung, vor allem hier in München. Neben den Maßnahmen in der Schule, brauchen wir unbedingt mehr bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende. Hier hat die Stadt mit dem Auszubildendenwerk einen wichtigen Schritt gemacht. Aber auch die Ausbildungsgehälter müssen unbedingt weiter steigen.

Wadlbeißer: Welche Erfolge haben Sie als Berufsschullehrer feiern können?

Thomas Donauer: Manche Schülerinnen und Schüler lerne ich kurz nach der Ankunft hier in Deutschland kennen. Viele sprechen da noch kein Wort Deutsch. Wenn einige dann zwei Jahre später einen ganz normalen Schulabschluss in der Hand halten und in eine Ausbildung starten können, bin ich wirklich stolz auf die Leistung meiner Schülerinnen und Schüler.