Unter Strom

Interview mit Riad El Sabbagh, Elektromeister

Moosacher Wadlbeißer (MW): Du heißt Riad El Sabbagh. Da denkt man spontan nicht unbedingt an Oberbayern.

Riad El Sabbagh (RES): Das ist richtig. Mein Großvater mütterlicherseits kommt aus Niederbayern (lacht). Im Ernst: Die Familie meines Vaters kommt aus Syrien. Wir sind ursprünglich aus Aleppo.

MW: Und Du bist Elektromeister. Wie kam es dazu?

RES: Ich komme aus einer Arbeiterfamilie. Mein Vater war LKW-Fahrer, meine Mutter hat bei der Post gearbeitet und mir war eigentlich schon immer klar, dass ich auch etwas mit den Händen machen möchte mit Ergebnissen, die ich am Ende des Tages anfassen kann. Im Fußballverein habe ich einen Elektromeister kennengelernt. Über ein Praktikum bin ich dann nach dem „Quali“ zur Ausbildung als Elektriker gekommen. Nach zwei Jahren Arbeit als Geselle habe ich mir schließlich die Zeit genommen und den Meisterbrief erworben. Mein Handwerk ist meine Leidenschaft und davon möchte ich viel weitergeben, indem ich jetzt selbst junge Menschen in meinem Fach ausbilde.

MW: Wie ging es nach der Meisterprüfung weiter?

RES: Ich habe Berufserfahrung gesammelt, was natürlich gerade im Handwerk unglaublich wichtig ist, damit einem die Kundschaft vertraut. Berufsbegleitend konnte ich noch Betriebswirtschaft studieren, das erlaubt der Meistertitel. Nach dem Bachelor habe ich noch ein Jahr als Angestellter gearbeitet und dann den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.

Riad El Sabbagh bei der Arbeit
Riad El Sabbagh bei der Arbeit

MW: Dein Beruf wird natürlich immer wieder mit der Energiewende in Verbindung gebracht. Wie merkst Du das?

RES: Tatsächlich war es so, dass dieses Thema in den letzten 15 Jahren eher ein Nischendasein geführt hat. Die Nachfrage ging sogar zurück – bis zu jenem Tag im Februar 2022, als Putin die Ukraine angreifen ließ. Mit dem krassen Anstieg der Energiepreise hat der Markt schlagartig angezogen. Die Menschen möchten unabhängiger werden von Lieferanten und da drängt sich die Energieproduktion auf dem eigenen Dach natürlich auf.

MW: Ein gutes Geschäft?

RES: Ich würde gerne Wünsche erfüllen, aber durch den „Run“ der letzten Monate ist das Material schwer zu bekommen. Entsprechend lang dauern Projektierungen. Da sind die großen Anbieter im Vorteil und – verständlicherweise – die erste Wahl der Kundinnen und Kunden.

Wie bist Du „aufgestellt“?

Ich habe – auch gegen den damaligen Trend – schon seit Längerem geglaubt, dass es sinnvoll ist, sich hier vorzubereiten. Persönlich halte ich den Ausbau erneuerbarer Energien und in meinem Fach gerade der Photovoltaik, also der Stromgewinnung aus der Sonneneinstrahlung, für unverzichtbar. Ich habe mich im Dezember letzten Jahres entsprechend fortgebildet. Das Know-How ist da, ich bin zertifizierte Fachkraft für Solaranlagen. Nur alles Wissen nutzt im Augenblick wenig, wenn ich kein Material bekomme, um die Anfragen zu bedienen. Teuer ist es freilich jetzt sowieso, das macht der Markt. Ich kann verstehen, dass es für viele frustrierend ist – egal ob Kundschaft oder Anbieter. Alle wollen, sind überzeugt von Notwendigkeiten. Aber es dauert. Das nervt natrülich, wo es doch so preissiert.

MW: Ein komplexes Thema.

RES: Entsprechend umfassend muss und will ich auch beraten. Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten, die bei der Planung zu bedenken sind. Ab einer bestimmten Produktionsmenge muss man auch als kleiner Energieversorger das Gewerbe- und Einkommenssteuerrecht im Blick haben.

MW: Das geht dann aber auch kurzfristig, oder?

RES: Völlig klar, ich berate laufend und gerne. Um sich über eine grobe Zielsetzung klar zu werden, gibt es eine Erstberatung, für die ich normalerweise auch erst einmal nichts berechne. Wenn es aber konkret wird mit einem Auftrag, muss klar sein, dass ein ehrlicher Realisierungshorizont derzeit sechs Monate und mehr sind.

MW: Was muss sich ändern an den derzeitigen Rahmenbedingungen?

RES: Im Wesentlichen sind das zwei Faktoren. Die Einspeisevergütung von zur Zeit sieben Cent pro Kilowattstunde muss attraktiver gestaltet, also - im Klartext – deutlich erhöht werden. Und zum anderen muss die Produktion wieder in Europa und in unserem Land stattfinden. Vieles ist nach Fernost verlagert worden, obwohl es ursprünglich hiesige Unternehmen waren, die Produkte zur Marktreife gebracht haben. Diese früheren Kapazitäten hätten wir aktuell bitter nötig.

MW: Du engagierst Dich in der SPD. Auch eher ungewöhnlich für einen Handwerksmeister, der als selbständiger Unternehmer arbeitet.

RES: Ich will ein guter Arbeitgeber sein. Meine Beschäftigten sollen gerne mit mir arbeiten und dafür gute Löhne bekommen. Meine beiden Auszubildenden werden übertariflich bezahlt. Ich bin fest davon überzeugt: Ein Unternehmer trägt nicht nur Verantwortung für sein Unternehmen und das eigene Fortkommen, sondern sollte auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Mich mit meinem Werdegang kann ich da nur in der SPD sehen. Ich hatte die Möglichkeit, mich weiterzubilden. Mein Berufsabschluss hat es mir ermöglicht, obendrein zu studieren. Das wäre ohne die sozialdemokratische Bildungspolitik nicht drin gewesen. Mit Fleiß und Ehrgeiz konnte ich mir meinen Aufstieg erarbeiten. Die Chance dazu hat mir die Politik der SPD eröffnet. Sie ist auch deswegen aus tiefer Überzeugung meine Partei.

MW: Deine Firma findet man im Internet unter www.meas-muenchen.de – viel Erfolg im Beruf und herzlichen Dank für das Gespräch!

Florian Simonsen