Der Arbeitsmarkt in München ist aufgrund der wirtschaftlichen Stärke des gesamten Ballungsraums natürlich ungemein attraktiv für alle, die auf der Suche nach einer beruflichen Neuorientierung sind oder auch gerade am Beginn ihres Erwerbslebens stehen. Die Kehrseite des Erfolgs ist bekanntermaßen, dass Wohnraum ein so sehr begehrtes wie knappes Gut in der Stadt ist.
Die Preise auf dem – mehr oder minder – „normalen“ Wohnungsmarkt steigen und gerade für die nicht so starken Gehaltsklassen ist die Wohnungssuche allzu häufig mit Frust und Enttäuschung verbunden. Bitter ist dies zumal, wenn Beschäftigte aus Bereichen „auf der Strecke“ bleiben, die ein Gemeinwesen am Laufen halten – Erziehende, Busfahrende, Pflegekräfte, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Derzeit sind namhafte Technologie-Konzerne dabei, sich in München anzusiedeln beziehungsweise ihre bisherigen Standorte im Stadtgebiet deutlich zu erweitern. Hier ist es gerade besonders populär, von Internetriesen und High-Tech-Schmieden die Investition in grundsolide, traditionsreiche und beständige Werkswohnungen zu fordern. Im Begriff schwingt die Idee eines verantwortungsvollen Unternehmertums mit, das von der Belegschaft nicht nur Leistung erwartet, sondern auch deren ganz wesentliches Grundbedürfnis bedient. Bei den Googles und Apples dieser Welt dürfte es aber auch die Sorge sein, dass solche Unternehmen mit ihren meist überdurchschnittlich bezahlten Kräften dem hiesigen Wohnungsmarkt weiter einheizen.
Der Neubau von Werkswohnungen findet – nicht unbedingt überraschend – heute bereits vor allem bei Unternehmen statt, die sich auch in ihrem Kerngeschäft der Daseinsvorsorge widmen. Die Perspektive, mit dem Arbeitsvertrag auch gleich einen Mietvertrag für das neue Zuhause unterschreiben zu können, trägt ganz wesentlich zur Attraktivität von kommunalen Tochterfirmen wie den Stadtwerken, aber auch freien Akteuren wie der Arbeiterwohlfahrt bei.
Die Stadtwerke sind mit ihrer Zentrale nicht nur Nachbarn der Borstei in Moosach. Rund um den Firmensitz entstanden und entstehen zahlreichen Wohnungen für Beschäftigte. An der Hanauer Straße Ecke Georg-Brauchle-Ring wurde in den letzten Jahren ein mächtiger Gebäudekomplex mit einem großen Busbetriebshof als Kernstück realisiert. In dessen baulichem „Mantel“ haben nicht nur Büros für Verwaltung Platz. Es wurden hier 118 Wohnungen geschaffen, die nach Süden ausgerichtet sind, Gemeinschaftsterrassen geben der Wohnanlage Identität. Direkt auf dem Gelände der Zentrale wurden in den ehemaligen Dienstvillen der früheren Gaswerks-Direktion 15 Werkswohnungen mit sicher ganz besonderem Flair eingerichtet. Bis voraussichtlich 2026 werden entlang des südlichsten Abschnitts der Hanauer Straße noch weitere 217 Wohnungen für Mitarbeitende der SWM dazukommen. Und in der unmittelbaren Nachbarschaft zu Moosach befinden sich in den Anlagen an der Postillon- und der Dantestraße insgesamt 170 Wohnungen der Stadtwerke.
Mitten im Viertel laufen Bauarbeiten der Arbeiterwohlfahrt an ihrem großen Standort an der Gubestraße. Hier sind unter anderem das KiTZ mit zahlreichen Betreuungsplätzen für Kinder ab neun Wochen bis zu Einschulung sowie das Alten- und Service-Zentrum beheimatet. Der Bau ist etwas in die Jahre gekommen. Die Sanitärkerne, das Rohrnetz und Teile der Elektrik müssen saniert werden. Zeitgleich wird bei laufendem Betrieb aufgestockt: Hier entstehen 18 Wohnungen für Mitarbeitende der Arbeiterwohlfahrt. Vor allem Berufseinsteigende und nach München frisch angeworbene Kräfte sollen dort ab Herbst 2023 eine erste Bleibe finden.
Florian Simonsen